Insektenhotel: Durch Nisthilfen Wildbienen & Co. helfen

    FAQ

    Artenschutz im eigenen Garten:Insektenhotels: Was gute Nisthilfen ausmacht

    von Christian Ehrlich
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    Um Insekten zu unterstützen, stellen zunehmend mehr Gartenbesitzer Insektenhotels auf. Was bringen sie wirklich? Wir beantworten die sieben häufigsten Fragen zum Thema.

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    Für welche Arten sind Insektenhotels geeignet?

    Die meisten Insektenhotels sind für die Bedürfnisse von Wildbienen gestaltet. Manche käufliche Insektenhotels sollen neben Wildbienen auch Ohrenkäfer, Marienkäfer oder Florfliegen anziehen. Das wird gerne behauptet, weil sie Pflanzenschädlinge fressen, funktioniert aber in aller Regel nicht, weil sich die Arten stören. Also lieber "separate Hotels" aufstellen.

    Warum brauchen Insekten überhaupt Hilfe?

    Es gibt das große Insektensterben: Durch den Einsatz von Pestiziden und das Zerstören von Biotopen ist zum Beispiel im Rheinland die Masse der Insekten seit den 1980er-Jahren um 80 Prozent zurückgegangen. Und das hat Folgen, denn viele Vögel, Amphibien und andere Tiere leben von Insekten. Außerdem sind etliche Insekten für die Bestäubung von Nutzpflanzen zuständig. Bei Wildbienen ist die Situation besonders prekär: Es gibt circa 600 Wildbienen-Arten in Deutschland, die Hälfte ist vom Aussterben bedroht.
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    Welche Wildbienen nutzen Insektenhotels?

    Vor allem solitär lebende Wildbienen, also kleine, einzelgängerische Arten, nutzen die typischen Hotels mit Röhren und Bohrungen in Holz. Darunter sind Mauerbienen, Pelzbienen, Maskenbienen oder Wollbienen. 70 Prozent aller Wildbienen-Arten (inklusive der Hummeln) haben ihre Unterschlüpfe übrigens in Erdbauten und nutzen keine Insektenhotels. Es wird damit also eine kleine aber hoch bedrohte Gruppe von Wildbienen unterstützt.

    Der Begriff hat sich als Handelsname eingebürgert, verspricht aber eigentlich nicht ganz das Richtige: Es ziehen nämlich eigentlich "nur" Wildbienen ein und ein "Hotel" ist es auch nicht, denn die Tiere nutzen sie vor allem als Kinderstube. "Wildbienen-Nisthilfe" wäre also eigentlich passender.

    Welche Füllung ist sinnvoll?

    Es eignen sich vor allem zwei Füllungen: Röhren beziehungsweise Bohrungen in Hartholz (oder Lehm) und Röhren aus Pflanzenstängeln oder Papier. In diese Röhren legen die unterschiedlichen Wildbienen-Arten jeweils einzeln abgeschlossen ihre Eier (umgeben von Nektar und Pollen als Futter), aus denen sich die Larven und schließlich die Nachwuchs-Bienen entwickeln.

    Woran erkenne ich ein gutes Insektenhotel?

    Die Röhren guter Insektenhotels sind mindestens acht Zentimeter (besser zehn bis 15 Zentimeter) lang und haben einen Durchmesser von drei bis sechs Millimetern. Sie sind frei von Rissen, scharfen Kanten und abstehenden Spänen und haben nur einen Eingang (gegen Zugluft). Bohrungen im Holz (Nadelholz ist weniger gut geeignet wegen der Harz-Bildung) sollten immer in Faserrichtung des Holzes gearbeitet sein. Fächer mit Rindenstücken, Holzwolle oder Tannenzapfen sind nutzlos.
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    Was ist der perfekte Ort für ein Insektenhotel?

    Wildbienen sind trockenheitsliebend und meiden Zugluft. Die Nisthilfe daher nie auf den Boden stellen, das ist zu feucht. Am besten an einer freien, möglichst sonnigen, vor Regen geschützten und zugluftfreien Südost- bis Südwestwand aufhängen.

    Alle Insektenhotels nutzenden Wildbienen sterben im Spätherbst, nur die Larven in den Niströhren überleben und halten dort Winterschlaf. Im Frühjahr schlüpfen sie aus, wobei bei den solitären Wildbienen nur rund 25 bis 30 Prozent den nächsten Sommer erleben. Daher darf man bewohnte Insektenhotels auch nicht im Winter ins warme Haus nehmen. Dort würden die Nachwuchs-Bienen sofort schlüpfen.

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    Warum ziehen manchmal keine Wildbienen ein?

    Das kann mehrere Gründe haben: Es könnte in der Nähe natürliche Nistmöglichkeiten geben, die als besser empfunden werden. Das Insektenhotel kann auch falsch gebaut oder an einem ungünstigen Ort montiert sein, denn ohne die richtigen Futterpflanzen in der Nähe helfen auch die besten Nisthilfen nichts.
    Wildbienen ernähren sich ausschließlich von Nektar und Pollen, viele Arten sind dabei sehr spezialisiert auf bestimmte heimische Wildkräuter, Stauden, Büsche oder Bäume - manche ernähren sich sogar nur von einer einzigen Pflanzenart.
    Es kann aber auch sein, dass es gar keine Wildbienen mehr in der Nähe gibt und diese erst langsam wieder einwandern müssen. Grundsätzlich kann es manchmal Monate oder Jahre dauern, bis Wildbienen die künstlichen Nisthilfen annehmen.

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