Hornissen: Warum die asiatische Art gemeldet werden sollte

    Interview

    Invasive Art breitet sich aus:Wo man Asiatische Hornissen meldet

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    Naturschützer sind alarmiert, wie schnell sich die Asiatische Hornisse in Deutschland ausbreitet. Wie gefährlich das Insekt für Menschen ist und wo man ein Nest melden kann.

    Am staatlichen Naturkundemuseum in Karlsruhe beschäftigt sich der Entomologe Dr. Manfred Verhaagh schon seit 2014 mit der Asiatischen Hornisse. Damals wurde das Insekt das erste Mal in Deutschland gesichtet. Zehn Jahre später gilt der gesamte Südwestraum entlang des Rheins bis weit nach Nordrhein-Westfalen hinein als besiedelt.
    ZDFheute: Wie groß ist die Bedrohung durch invasive Arten - speziell durch die Asiatische Hornisse?
    Manfred Verhaagh: Die Tiere haben hier kaum natürliche Feinde und können sich nahezu ungehindert vermehren. Sie treten mit anderen Arten in Nahrungskonkurrenz und greifen diese auch an. Dabei bevorzugen sie Bienenvölker, was zu Schäden in der Imkerei führt. Im schlimmsten Fall kann dadurch das gesamte "Bestäubersystem" ins Wanken kommen. Mit negativen Folgen für die Biodiversität, in Flora und Fauna. In Frankreich konnte bereits nachgewiesen werden, dass sich die Anwesenheit der Art negativ auf die Bestäubung von Efeu-Blüten auswirkt.

    Manfred Verhaagh mit einem Nest der Asiatischen Hornisse
    Quelle: Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe

    … ist Diplombiologe am Naturkundemuseum in Karlsruhe. Während seiner früheren Forschungen beschäftigte er sich mit Ameisen, über die er auch promovierte. Ameisen gehören zur Familie der Hautflügler, der auch Hornissen angehören. Seitdem die Asiatische Hornisse in Europa angekommen ist, interessiert sich Verhaagh für diese invasive Art. Nach seiner Ansicht kann gegenwärtig lediglich dafür gesorgt werden, dass die Ausbreitung verlangsamt wird und die Gesamtzahl der Völker überschaubar bleibt. Aus diesem Grund ist die Mithilfe der Bevölkerung gefragt und wichtig.

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    ZDFheute: Wie erkennt man Asiatische Hornissen?
    Verhaagh: Die Tiere werden 1,7 bis 2,4 Zentimeter groß und sind an ihrer schwarzen Grundfärbung zu erkennen. Damit ist sie kleiner als die geschützte einheimische Hornisse, aber größer als eine Wespe. Die Hornisse ist dunkler als die hiesigen, sie hat gelbe Füße, der Hinterleib ist schwarz mit nur zwei gelben Binden.
    Zeichnung: Größenvergleich zwischen Asiatischer (links) und heimischer Hornisse (rechts)
    Die Asiatische Hornisse ist deutlich kleiner als die heimische Hornisse und hat einen dunklen Hinterleib.
    Quelle: ZDF

    Wer so ein Tier sieht, muss sich erst einmal keine Sorgen machen. Die Art ist nicht aggressiv und auch ihr Gift ist, wie das aller Wespenarten, tendenziell weniger gefährlich als das einer Biene. Trotzdem kann jeder neue Stich zu einer allergischen Reaktion führen, eine Vielzahl von Stichen anaphylaktische Schocks hervorrufen.
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    ZDFheute: Was sollte man machen, wenn man ein Tier oder Nest entdeckt?
    Verhaagh: Nester sollten den unteren Naturschutzbehörden gemeldet werden. Es empfiehlt sich, das gleich mit einem Foto zu machen, so dass von Experten eingeschätzt werden kann, ob es sich um eine valide Sichtung handelt. Wenn das bestätigt ist, wird die Nestentfernung veranlasst.
    Die Nester sind im Primärstadium etwa so groß wie ein Handball bis hin zu einem Basketball. Dafür suchen sich die Tiere gern geschützte Ecken aus. Im Sommer ziehen die Fluginsekten dann in größere Nester um, die sich meist in hohen Bäumen befinden und deutlich größer als die Primärnester sind. Im Gegensatz zur heimischen Hornisse verteidigen die Asiatischen Hornissen ihr Nest aggressiv und mit einem Großteil der Nestbewohner.
    Eine Hornisse sitzt auf einer Pflanze und schaut in die Kamera.
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    ZDFheute: Gibt es Pflanzen, die die Tiere besonders anziehen oder abschrecken?
    Verhaagh: Pflanzen mit abweisender Wirkung sind nicht bekannt. Hornissen brauchen Zucker zur Energieaufnahme, deshalb laben sie sich gern an süßen Früchten wie Weintrauben. Französischen Studien zufolge wurden Asiatische Hornissen auch vermehrt an Efeu gesichtet.
    Grundsätzlich kann man sagen: Je mehr Völker einen Lebensraum besiedeln, desto stärker ist der Konkurrenzdruck. Das kann dazu führen, dass die Asiatische Hornisse dem Menschen nahekommt - ihr Nest auch schon mal im Garten baut.

    Plan B
    Quelle: ZDF

    Sehen Sie die Doku "Tierische Invasoren auf dem Vormarsch" am 11. Mai um 17:35 Uhr oder jederzeit in der ZDF-Mediathek.

    ZDFheute: Was kann ich machen, wenn die Asiatischen Hornissen ein Nest auf meinem Grundstück bauen?
    Verhaagh: Hier gilt der beschriebene Meldeweg mit Foto an die Naturschutzbehörden. Besonders betroffene Bundesländer wie Baden-Württemberg haben bereits landesweite Meldeplattformen eingerichtet. Grundsätzlich ist es besser, die Tiere in Ruhe zu lassen. Die Nester haben ein Einflugloch, welches die Tiere meist in derselben Richtung erreichen und verlassen. Wenn man diese Flugbahn freihält, bleiben auch die Tiere entspannt. So kann man sich mit ihnen arrangieren, bis das Nest professionell entfernt wird.
    Das Interview führte Sascha Rudolf.

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